Armaturen
Aufarbeiten des Warnleuchten-Bordinstruments


Jeder kennt ihn, jeder mag ihn und jeder hasst ihn von Zeit zu Zeit: Die Rede ist von dem universalen Anzeigeinstrument rechts in der Armaturentafel. Es informiert über alle aktuellen Einstellungen (Licht, Blinker, usw.) und warnt uns über eventuelle Probleme (Ladestrom, Öldruck, usw.) bis hin zum Totalausfall (Stop-Lampe!), dies alles natürlich in der SM-typischen Ovalform:



Wie an allem hat der Zahn der Zeit auch an diesem Kombiinstrument genagt: Staub und Kratzer lassen die Plexifront erblinden und der Augenaufdruck auf dem Testknopf zur Überprüfung der wichtigsten Warnlampen ist zudem halb oder komplett abgegriffen.



Doch mit ein klein wenig Mühe kann man zum Glück alles im neuwertigen Glanz erstrahlen lassen. Wie dies genau geht, zeigt diese kleine Anleitung in zwei Schritten:

 

1. Der Druckknopf

Der schwierigste Teil ist die Restauration des Augenaufdrucks: Da die Bemalung leider nicht vertieft ist (wie z.B. bei den Lenkradschaltern), kann man nicht mit herkömmlicher Farbe die Konturen nachziehen, sondern muss für einen neuen Aufdruck sorgen.



Zu diesem Zweck hat Fotograf Marcus Gloger mit passender Belichtung einen gut erhaltenen Knopf so fotografiert, dass die Konturen des Aufdrucks kontraststark herauskommen:



Dies hat er mit entsprechenden Grafikprogrammen so weiter verarbeitet, bis schließlich eine druckfertige Schablone herauskam:



Vervielfältigt kann man fast 100 Symbole auf einem einzigen DIN A4 Bogen unterbringen. Die Bilddatei steht im Anhang dieses Artikels zum direkten Download zur Verfügung!

Diesen Bogen druckt man aber nun nicht auf Papier, sondern auf transparente Laserfolie, man benötigt dafür lediglich einen herkömmlichen Laserdrucker.

Fertig gedruckt hat man nun rund 100 Augen auf der Folie, wobei die Outlines transparent sind und noch die passende Farbe benötigen.



Nun gilt es, die Farbe des originalen Aufdrucks zu ermitteln, was in Anbetracht der Abnutzung und Verschmutzung nicht ganz einfach ist. Anscheinend gab es original einen weißen und silbernen Aufdruck. Die von mir untersuchten Knöpfe hatten definitiv einen silbernen Aufdruck, denn er glänzt gegen das Licht wie der Chromrahmen.



Eine perfekte Restauration muss natürlich den Silberlook erhalten, was durch Chromspray aus der Dose, in jedem Baumarkt erhältlich, ermöglicht wird. Man nimmt den glänzenden Sprühlack und sprüht einfach über den Folien-Aufdruck rüber, bis dieser kaum noch zu sehen ist. Wichtig: Man sprüht auf dieselbe(!!) Seite, auf die der Drucker gedruckt hat! Man erkennt sie daran, dass der Aufdruck dort nicht glänzt, sondern leicht matt ist. Die erste Schicht dünn sprühen und trocknen lassen, bevor man eine zweite und dritte Schicht aufsprüht. Nicht zu dick sprühen! Alternativ kann man natürlich auch Sprühlack „weiß glänzend“ verwenden.



Ist die Farbe ausgetrocknet, dreht man die Folie um und kontrolliert den Deckungsgrad der Farbe gegen das Licht. Auch auf eventuelle Lackierfehler und Staubeinschlüsse sollte man jetzt achten.



Auch wenn die Outlines den gesamten Knopf abbilden, so brauchen wir lediglich das kleine Augensymbol. Dies führt uns zum schwierigsten Schritt der Prozedur: Mit einer feinen Nagelschere schneiden wir das Auge aus, ohne dabei den Silberaufdruck zu beschädigen. Je genauer wir hier entlang der Konturen schneiden, umso besser wird das Endergebnis!



Da das kleine Auge sehr unhandlich ist, kleben wir auf die Vorderseite einen schmalen Tesastreifen:



Nun gilt es, den Aufdruck auf den originalen Knopf aufzukleben: Wir besprühen die Rückseite mit UHU-Sprühkleber (gibt es ebenfalls in jedem Baumarkt), richten das Auge auf dem Druckknopf des Kombiinstruments millimetergenau aus, drücken es fest und ziehen nach kurzer Antrockzeit vorsichtig den Tesa-Streifen ab. Wenn nötig können anschließend noch kleine Positions-Korrekturen vorgenommen werden.



Eventuelle Kleberückstände an den Rändern des Auges und auf der Oberseite des Knopfes sollte man vorerst ignorieren und den Klebstoff erst einmal mehrere Stunden aushärten lassen.

Dieser Zusatz-Schritt ist nur für Fanatiker und nicht zwingend notwendig: Da die Kopierfolie relativ dick ist, schleifen wir sie etwas dünner. Dazu kleben wir den Knopf um das Auge herum mit Kreppband erst einmal ab. Danach schleifen wir den Aufdruck mit feinem Schleifpapier (1000er) immer dünner, bis wir auch das Kreppband durchgeschliffen haben. Danach ist der Aufdruck so dünn, dass man ihn kaum noch als Erhebung fühlen kann.

 


2. Aufpolieren

Der neue Aufdruck ist nun angebracht, doch das verkratzte Plexiglas, die matte Chromeinfassung und die Klebereste auf dem Schalter lassen das Kombiinstrument noch nicht wirklich attraktiv erscheinen. Eine umfassende Politur muss her!

Das absolut passende Wundermittel ist die Acrylglas-Polierpaste von Mellerud. Sie ist in einer besonders großen Tube (mal wieder) in jedem Baumarkt für rund €10.- käuflich zu erwerben.



Gemäß der Anleitung nimmt man ein wenig Polierpaste, verteilt diese auf dem Plexiglas und reibt mit einem Tuch in kreisenden Bewegungen und mittlerem Druck über die Scheibe.



Hierbei muss man unbedingt aufpassen, dass nichts in die Ritzen um den Druckknopf gerät, denn da sich das Kombiinstrument nicht öffnen lässt (die Dose ist gebördelt), würde man die Paste nicht mehr aus dem Inneren heraus bekommen.

Das Schöne an dieser Paste: Sie ist so mild, dass man mit ihr auch die Chromfassung und den schwarz eloxierten Rahmen polieren kann. Bei letzterem aber nur mit sehr leichtem Druck, damit die Farbe nicht abgeht!



Abschließend polieren wir mit etwas mehr Paste solange den Druckknopf, bis alle Klebereste verschwinden und der Aufdruck mit dem Knopf eine gleichmäßige Einheit bildet. Hierbei ist erneut darauf zu achten, dass keine Polierpaste in die Ritzen kommt.


 

 

3. Fertig!

Nach eingehender Politur sind wir auch schon fertig: Auf dem Druckknopf erstrahlt das Auge in neuem Glanz und ist vom Original Aufdruck nicht zu unterscheiden. Der schöne Nebeneffekt: Da der Aufdruck sich auf der Rückseite der Kunststofffolie befindet, wird sich dieser Aufdruck niemals mehr abgreifen, das neue Auge ist gleichsam für die Ewigkeit!


Vorher….


Und nachher…


Im Endergebnis sieht der „Bordcomputer“ wieder so aus, als käme er gerade aus einem Neuwagen und ist zum Einbau bereit. Mit etwas Geschick lassen sich alle obigen Arbeiten auch im eingebauten Zustand erledigen. Und natürlich bietet es sich an, den Tacho, den Drehzahlmesser und die Uhr ebenso aufzupolieren, damit alles einheitlich strahlt.

Im Falle eines kompletten Einbaus empfiehlt sich zudem die Umrüstung auf LEDs, denn mit ihnen muss man sich nie wieder um kaputte Birnen kümmern und hat ein dauerhaft zuverlässiges Mäusekino, die Show kann beginnen!!


 

Viel Spaß beim Aufarbeiten!

Ekkehart Schmitt

 

Anhang:

Zum Download der Druckvolage mit rechter Maustaste auf das folgende Bild klicken und "Ziel speichern unter" wählen:


Druckvorlage.jpg