Schrauben und Metallteile
Neu galvanisieren


Dieser Artikel ist in der Clubzeitschrift des Citroen SM Clubs Deutschland erstmals erschienen. Die Clubzeitschrift erscheint für Mitglieder regelmäßig und beinhaltet stets aktuelle Erlebnisberichte, technische Artikel sowie Informationen über die aktuelle Ersatzteillage. Weitere Informationen auf der Clubseite.

von Andreas Heene

 


Zumindest wenn der Motor mal heraus muss, ist zu überlegen, ob man nicht eine Totalrestaurierung anfängt und seinen SM mal richtig schön macht. Das bedingt allerdings, dass man selber schraubt, denn sonst wird das alles zu teuer, und ein bisserl auskennen sollte man sich auch, denn schlussendlich will das ganze Puzzle ja auch wieder zusammengebaut werden.

Wichtigster Job ist bei einer solchen Restaurierung die neue Oberflächenbearbeitung und dazu gehört auch das Galvanisieren aller Kleinteile in originalem Glanz. Etwas aufpassen sollte man allerdings bei den gelben Schrauben und Teilen, denn zur Zeit der Produktion des SM könnte es sich bei diesen Oberflächen-Vergütungen noch um Cadmierungen handeln, und das Zeug ist saugiftig, weswegen man die Teile nicht abtragend behandeln sollte.

Bei der Restaurierung Meines Automatic SM habe ich noch sämtliche Schrauben, Muttern usw. einzeln glasperlgestrahlt und dann galvanisieren lassen. Das war natürlich eine Wahnsinnsarbeit, aber der Erfolg sprach für sich. Ich dachte, das sei notwendig, um den ganzen Dreck von den Teilen runter zubringen. Inzwischen weiß ich aber, dass das fast als überflüssig zu bezeichnen ist und es auch einfacher geht. Die Galvanikfirmen schmeißen das ganze angelieferte Gelumpe nämlich zuerst in eine scharfe Suppe, ein Beizbad, das die Verunreinigungen entfernt. Was allerdings nicht weggeht, sind Farbreste und dickere Fettrückstände, Unterbodenschutz und ähnliches, vor allem für Gewindegänge gilt das.

Einfachste Vorhandlungsmethode ist daher das Bürsten der Teile mit einer mittelfeinen Messingdrahtbürste, vor allem in den Gewindegängen. Hartnäckige Verschmutzungen am Schraubenkopf kann man auch mit einer feinen Stahlbürste entfernen, aber nicht zu grob, sonst ergeben sich Kratzspuren. Und hat man die Teile nun mal in den Fingern, kann man auch gleich die vielleicht etwas beschädigten Schraubenköpfe mit einer feinen Feile auf Vordermann bringen. Anschließend sortiert man alles nach gewünschter bzw. originaler Galvanikfarbe in Kistchen und beschriftet diese.



Folgende Oberflächen sind üblich:


Zink gelb
Das ersetzt das frühere Cadmieren und bietet sehr guten Korrosionsschutz. Diese Art kommt meist infrage für Schrauben, mechanische Beschläge und Halterungen.


Zink weiß
(oder blau)
Das ergibt eine silbrige bis bläulichsilbrige Oberfläche mit einigermaßen gutem Korrosionsschutz. Verzinkte Leitungen lassen sich biegen ohne Abblättern der Zinkschicht. Die Metall – Hydraulikleitungen und Schrauben können so behandelt werden.


Zink schwarz
Hier ergibt sich eine schwarze bis dunkelbraune Oberfläche, die sehr guten Korrosionsschutz aufweist. Einige Schrauben und Beschlage des SM sind in dieser Art verzinkt.


Nickel
Hier ergibt sich eine gelblich- silbrige Oberfläche, fast wie bei Chrom, Nickel läuft aber mit der Zeit an und ist sehr spröde, weswegen es für zu biegende Leitungen etc. nicht empfehlenswert ist, es splittert beim Biegen ab. Nickel, z.B. an den Gurtösen, am Kofferraumteppi c h und bei den Rücklaufleitungen aus Metall ins Hydraulikgefäß.


Chrom
Altbekannt, Aufbau ist Verkupfern, Vernickeln, Verchromen, in Zwischenschritten jeweils wieder polieren.

 

Dummerweise ist Galvanik wegen der Umweltschutzauflagen nicht eben billig, weswegen man durch sinnvolle Qualitätsvorgaben und Eigenleistungen Geld sparen kann. Ich verlange außer bei Verchromung, die ja vorwiegend bei sichtbaren Zierteilen vorkommt, eine so genannte lndustrieverzinkung in der entsprechenden Farbe. Das bedeutet, dass dann nicht die allerhöchsten optischen Qualitäten geliefert werden, es kann al so ab und an mal eine kleine Fleckenbildung vorkommen oder andere geringfügige Fehler. Aber was macht das schon bei Schrauben oder anderen kleinen Maschinenteilen, vielleicht liegen die sowie so an Stellen, wo man die Fehler nicht sieht. Und wenn, man hat ja auch z.B. viele gleiche Schrauben, was hindert einen daran weniger schöne am Unterboden einzusetzen, und eine Auswahl an schönen in den Sichtbereichen im Motorraum? Allerdings ist zu sagen, dass diese geringen Mängel nur als formalem Gewährleistungsausschluss akzeptiert werden müssen, ich habe selber noch keine Probleme gehabt oder einschneidende Mängel gefunden. Und dann kann man die Teile je Farbe noch aufteilen und zwar in so genannte Hängeware und Trommelware

Die Hängeware wird mit Rödeldrähten zum Galvanisieren einzeln aufgehängt und wird qualitativ sehr gut. Die Trommelware wird in eine Trommel aus Lochblech geschmissen und unter Drehen und Stromzufuhr im Galvanikbad behandelt. Da der Drehvorgang ähnlich dem der Wäsche in der Waschmaschine ist, eignen sich dafür vor allem kleine und schwere Teile bis vielleicht 3 cm Größe, die gut abrollen und sich nicht verheddern mit anderen, also meist solche Dinge wie Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben, Knöpfe usw.


Alle größeren Teile mit zerklüfteten oder komplizierten Formen, müssen als Hängeware behandelt werden, die natürlich teurer ist, weil mehr Lohnanteil anfällt als bei Trommelware.


Wer auch die Hydraulikleitungen schön machen will, muss diese allerdings säubern und leer blasen und mit Plastikkappen verschließen, damit die Säure nicht hineingelangt. Und diese Dinge sind eindeutig Hängeware. Zwischen Leitung und Schraubnippel im Haarspalt verbleibt meist etwas Säure, die beim Spülen leichte Läufer ergibt. Daher auf gute Spülung beharren und beim Einbau ins Auto den Spalt auch gut mit LHM zuträufeln, damit evtl. verbliebene Säurereste kaltgestellt werden.

Am gemeinsten sind alle Teile aus Zinkdruckguss, die verchromt sind. Die Dinger haben meist Pocken, weil der Guss eine kristalline Struktur hat, in die bei der seinerzeitigen Originalverchromung schon minimale Säurereste gelangt sind, Und da der Aufbau so aussieht: Zink-Kupfer- Chrom, ist natürlich unter dem Chrom alles für spätere Schäden getan, Denn aus Zink und Kupfer baut man auch was? Batterien!!! Und genauso ist das Entchromen ein Job, den nur gute Galvaniseure beherrschen, ohne dass das halbe Zinkteil weg gefressen ist. Später ist das weiche Zink auch noch sensibel zu polieren, ohne es zu verschleifen! Hier sind also mannigfaltige Fehlerquellen, die auch gerne ausgenutzt werden.

Vorsichtig mit dem Galvanisieren sollte man sein bei hochfesten Schrauben, tragenden Fahrwerkssteilen und ähnlichem, weil manche Stahle beim Galvanisieren verspröden und ihre Festigkeitseigenschaften ändern. Hier also Finger weg, wobei man z.B. bei Zylinderkopfschrauben auch auf das Brünieren ausweichen kann, was lediglich ein chemisches Anlaufen der Oberflächen bewirkt und somit weniger gefährlich ist.

Dann gib es noch so komplizierte Teile wie Bowdenzüge, Handbremsseile und ähnliches. Da darf in die Hülle, keine Säure rein, sonst ist das Ding entweder gleich festgebacken oder später durchkorrodiert. Man muss es also schließen, am besten satt mit Silikon an den Öffnungen. Vorsicht bei Handbremsseilen und Tachowellen, die haben eine Spiralumhüllung mit Plastikbezug, der meist beschädigt und nicht mehr dicht ist. Hier am besten mittels Schrumpfschlauch gleich komplett restaurieren oder zumindest temporär abdichten. Die Galvaniker lehnen aber meist trotzdem die Gewährleistung ab, aber man will ja keine Gewähr, sondern ein glitzerndes Teil, oder????

Am allerdämlichsten sind solche Teile, die verbördelt sind, wie zum Beispiel Unterdruckdosen der Zündverteiler oder die Dosen beim Einspritzer. Die sind nämlich effektiv im Eimer (IE), wenn was rein läuft. Daher muss man die ganz besonders gut verschließen, vor allem die kleinen Luftlöcher. Hier ist Erfindungsreichtum angesagt, denn für die normalen Löcher und Stutzen kann man im Gummihandel noch alle möglichen Stöpsel oder Kappen kaufen, aber bei 1,5mm Löchern wird es dann weniger witzig. Da muss man schon was schnitzen. Ansonsten deckt man Flä chen, die nicht galvanisiert werden sollen, wie Lagerflächen etc., am besten mit Silikon ab, wobei man die inzwischen lieferbaren wassergebundenen Silikone nehmen sollte, die nicht so rostfördernd sind, wie die mit der stechend riechenden Essigsäure gebundenen.


Übrigens: Leider hält die ganze Galvanikpracht nicht ewig. Wer etwas spinnt und keinen Wert auf Originalschrauben legt, kann auch auf Edelstahlschrauben ausweichen und diese im Polyspectral-Verfahren galvanisieren lassen. Als Farben gibt es Schwarz, Gold und Braun, auch rot-, blau-, grün- schillernd wird angeboten. Da rostet nichts mehr. Und die ganz Verrückten können auch Edelstahlschrauben vergolden lassen statt Gelbzink. Dann hat man auf Jahrhunderte Ruhe mit Oxydationserscheinungen. Dass man die DIN-Prägungen der Schraubenköpfe vorher auf der Drehbank entfernt und mit einem neuen Prägestempel das Citroen - Zeichen einschlägt, ist dann aber Ehrensache!!