Hydraulik
Leitungen reparieren / neu fertigen


Dieser Artikel ist in der Clubzeitschrift des Citroen SM Clubs Deutschland erstmals erschienen. Die Clubzeitschrift erscheint für Mitglieder regelmäßig und beinhaltet stets aktuelle Erlebnisberichte, technische Artikel sowie Informationen über die aktuelle Ersatzteillage. Weitere Informationen auf der Clubseite.

von Andreas Heene

 


Es kommt öfter mal vor, daß einem eine der Metall- Hydraulikleitungen im SM kaputt geht, meistens durch Materialermüdung vom Hin- und Herbiegen. Nun hat zwar der Teileservice des Clubs noch einzelne Leitungen original auf Vorrat, aber meistens nicht die, die man benötigt, fragen sollte man trotzdem.

Da es auch wenig Sinn macht, Leitugen aus einem Schlachtwagen zu nehmen, weil die oft auch nicht besser sind und das Aufheben des siffigen Gewurschtels sehr viel Platz benötigt, wird man wohl zu Nachfertigungen greifen müssen. Hierzulande ist dafür die Firma Petermann bei Hamburg der Ansprechpartner, dort kann man sich Leitungen auf Wunsch oder nach Muster nachfertigen lassen, sogar in verschiedenen Materialien wie KUNIFER oder Stahl oder Bronze. Wobei ich KUNIFER vorziehe, der guten Biegsamkeit wegen, nachteilig ist nur die nicht originoole Farbe, die Leitungen sehen kupferfarben aus, die originalen sind silbrig. Und KUNIFER wird wohl nicht grau, wie die originalen Leitungen, sondern bekommt Grünspan. Aber man kann ja öfter mal polieren. Das geht gut mit NEVR DULL und mit Wollfäden, die man einmal um die Leitung legt und dann unter Zugabe von Politur hin und herzieht.

Auch die Verschraubungen werden neu dazu gemacht, nicht mit originaler Schlüsselweite 9mm, sondern mit 10mm, dann gehen die Sechskantköpfe nicht immer kaputt. Normal werden die Verschraubungen in Stahl verzinkt geliefert, aber auf Wunsch werden auch Ausführungen in Edelstahl angefertigt, was bei meinem Automatic - SM natürlich unbedingt sein mußte.

Etwas problematisch an den nachgefertigten Verschraubungen ist meines Erachtens, daß die Zentralbohrung im gleichen Durchmesser in der Schraube verläuft. Die originalen Verschraubungen sind am unteren Ende mit dem Durchmesser der Leitung versehen, werden nach oben hin aber weiter, was den Vorteil hat, daß man die Schraube auch besser über gekrümmte Leitungen schieben kann. Hauptzweck der erweiterten Bohrung ist, daß die Leitung im eingebauten Zustand schon innerhalb der Schraube bei leichter Krümmung nicht an deren Wandung anliegt und Schaden nimmt.

Bei den nachgefertigten Verschraubungen muß die austretende Leitung absolut gerade und spannungsfrei aus der Verschraubung austreten und darf erst danach Biegungen aufweisen. Das bedingt neben sorgfältiger Verlegung einen etwas höheren Platzbedarf der eingebauten Leitungen, was aber unproblematisch ist.

Ich habe mit diesen Petermann-Leitungen den ganzen Automatic -SM sehr gut installieren können. Vielleicht Iäßt man sich die Leitungen jeweils ca. 1cm länger nachfertigen zum Ausgleich.

Nun baut natürlich nicht jeder sein Auto vollständig auf, weswegen es auch noch andere Restaurierungswege gibt, die ich bei meinem Einspritzer beschritten habe. Hier waren die Leitungen noch in einem guten Zustand, der Wagen hatte ja keinen Brandschaden wie der Automatic. Ich habe alle Leitungen ausgebaut und mit Waschbenzin gereinigt, anschließend habe ich sie mit Schleifvlies nachgereinigt, um Farb- und Oxidreste zu entfernen. Dann wurden sie mit Preßluft leer geblasen und die Enden mit sogenannten Rohrverschlusskappen aus PVC (3mm Innendurchmesser) zugestöpselt, damit bei der folgenden Verzinkung keine Säure hineingelangt.

Dann kam das ganze Gewirr zum Galvaniker, der recht dumm schaute, aber den Leitungen eine sogenannte lndustrieverzinkung verpaßte. Das heißt, daß daran nicht die volle optische Anforderung gestellt werden kann, weil sich oft zwischen den verbleibenden Schraubnippeln und dem Rohr leichte Läufer bilden. Zudem bleiben auch die alten Gummischutzteile auf manchen Leitungen, ebenso wie die farblichen Schlauchmarkierungen. Da man die meisten Leitungen sowieso nur schlecht sieht, ist diese Verzinkungsqualität ausreichend.

Nicht vergessen sollte man auch das Markieren der Leitungen, damit man sie wieder zusammen bekommt. Ich habe an jede Leitung ein kleines Messingschild mit eingeschlagener, fortlaufender Nummer mittels Blumenbindedraht angehängt. In einer Liste wurden unter der Leitungsnummer die Anschlüsse vermerkt sowie Besonderheiten wie z.B. welche Schellen die Leitung halten. Die Schilder mit Prägezahl müssen deswegen sein, weil sich solche mit Beschriftung evtl. beim Vorreinigen in der Galvanik auflösen.

Leitungen, die beschädigt sind, fertigt man aus KUNIFER nach, unter Verwendung der Originalverschraubungen, damit sich ein einheitliches Bild ergibt. Die 4,5mm Leitungen kann man mit einer kleinen Presse nachfertigen, die bei der SEVEN STAR GARAGE (PLEIJADES) in England erhältlich ist, das ist eine Art "Reisepresse", die ich auch immer dabei habe. Für Serien von Leitungsenden zu pressen, ist das zu mühsam, aber für den gelegentlichen Einsatz genau das richtige. Wer kein Preßwerkzeug hat, um die Leitungsenden zu bördeln, der Teileservice des Clubs hat eines und kann sicher weiterhelfen....

Auch die nachgefertigten Leitungen gibt man in die Galvanik und erhält so nach Einbau des Gewürms ein richtig schönes Bild der Hydraulikleitungen.

Bestellen für diese Restaurationsmethode muss man sich die Rohrverschlusskappen aus Weich-PVC mit Innendurchmesser 3mm. Dann braucht man auch noch Schlagzahlen, die man preiswert bei Westfalica oder Conrad bekommt, allerdings nicht in Profiqualität. Ergänzend zu den Leitungen sollten auch alle Schellen und die Verbindungsteile neu galvanisiert werden. Zum Einbau sollten die Schraubverbindungen zudem mit neuen Gummidichtungen versehen werden, die alten sind fast immer ein wenig verschlissen.


Andreas Heene