Motor
Die richtigen Ölsorten


Dieser Artikel ist in der Clubzeitschrift des Citroen SM Clubs Deutschland erstmals erschienen. Die Clubzeitschrift erscheint für Mitglieder regelmäßig und beinhaltet stets aktuelle Erlebnisberichte, technische Artikel sowie Informationen über die aktuelle Ersatzteillage. Weitere Informationen auf der Clubseite.



Es soll SM-Fahrer geben, denen der Sinn der häufigen Ölwechsel nicht so recht einleuchten will und die meinen, die kurzen Intervalle seien nur eingerichtet worden, damit die Werkstätten und Ölfirmen gut zu tun haben. Tatsächlich sind die empfohlenen Ölwechselintervalle nicht die höchstzulässigen Abstände. Für den heutigen Betrieb mit 3000 bis 4000 km Laufleistung im Jahr ist aber ein Intervall von 10000 km einfach zu lang. Man sollte schon jedes Jahr das Öl erneuern, um alle Rückstände wie Staub, Kondens- und Verbrennungswasser sowie Metallabrieb sicher zu entfernen. Obwohl es kein großer Kostenpunkt ist, kann man ja den Ölfilter in jedem zweiten Jahr erneuern.



Bei jedem Tanken ist es ratsam, den Ölstand zu kontrollieren. Mit einer Tankfüllung kann man ja rund 700 km fahren. Und dann kann schon mal ein Liter Öl fehlen. Bei den benötigten Mengen für unseren Maserati-Motor liegt die Versuchung nahe, ein möglichst billiges Öl vom Discounter zu nehmen. Grundsätzlich sollte man am Motoröl nicht sparen. Aber die teuren vollsynthetischen Öle sind wahrscheinlich für den SM-Motor nicht die besten. Citroen schreibt ein Mehrbereichsöl 20W-50 HD vor, das heute nicht immer greifbar ist. Was lange Jahre richtig war, kann aber nicht plötzlich falsch sein.

Wenn Not am Öl ist, kann man fast jedes andere Öl nachfüllen. Es lassen sich alle bekannten Ölsorten und Ölmarken fröhlich durcheinander mischen. Diese Mischbarkeit ohne schädliche chemische oder sonstige Folgen ist eine Grundforderung der internationalen Ölnormen. Mit der Zahlenangabe SAE 20W-50 ist die Viskosität, also die Zähflüssigkeit des Öls, definiert. Je kleiner die Zahl, desto dünnflüssiger ist das betreffende Öl. Das "W" bedeutet schlicht Winter. SAE sind die Anfangsbuchstaben der "Society of Automotive Engineers", die diese Normen aufgestellt hat. Genaugenommen handelt es bei den Mehrbereichsölen um dünnflüssige Öle, denen spezielle chemische Zusätze beigegeben werden. Bei hohen Temperaturen ”quellen” die Zusätze auf und halten das Öl schmierfähig. Bei teilsynthetischen Ölen ist das Grundöl dicker und die synthetischen Anteile halten das Öl bei Kälte dünner. Vollsynthetische Öle enthalten kein Mineralöl mehr. Künstliche Kohlenwasserstoffe sichern die Schmierfahigkeit. Das ist aber alles doppelt so teuer, wie das teuerste Mehrbereichsöl. Die Angabe der Ölviskosität SAE 20W-50 ist aber noch kein Qualitätsmerkmal. Die Autofirmen schreiben deshalb meistens “Marken-HD-Öle“ vor (Citroen empfiehlt Total). Damit sind legierte Öle gemeint, denen chemische Wirkstoffe (Additive) beigemischt sind, die das Öl alterungsbeständig halten, anfallende Säuren neutralisieren, Verbrennungsrückstände in der Schwebe halten oder die Motorenteile vor Korrosion schützen.

Die Bezeichnung HD-Öl ist aber inzwischen veraltet. Sie wird international nicht mehr allgemein verwendet. Sie bedeutet schlicht "Heavy Duty" (schwere Beanspruchung) und bietet heute keine echte Garantie mehr dafür, dass das betreffende Motoröl auch wirklich den Anforderungen des Motors gerecht werden kann. Es gibt inzwischen neuere Leistungsnormen, die vom Amerikanischen Petroleum-Institut (API) aufgestellt wurden. Nur bei uns tun sich die Mineralölfirmen noch schwer, ihre Öldosen entsprechend auszuzeichnen. Die deutschen Mineralölkomponisten glauben, ihr guter Markenname bürge sowieso für Qualität. Diese Spezifikationen finden sich aber durchaus auf Supermarkt-Ölkanistern. Daneben gibt es auch noch Qualitätsanforderungen, die beispielsweise von Ford, VW oder General-Motors aufgestellt wurden. Auf dem Kanister, den Sie im Supermarkt kaufen, sollte nicht nur "HD" aufgedruckt sein, sondern auch eine der nachfolgenden Qualitätsnormen (oft nur klein und unauffällig):

API-Service SE = für hochbelastete Otto-Motoren ab 1972

API-Service SF = noch höhere Qualität als SE

API-Service CC = eigentlich für Dieselmotoren

MIL-L-2104 B = US-Militär-Spezifikation, wie API-CC

MI L-L-46152 = noch besser API SE oder CC

Ford SS-M2C-9001 AA

GM 6136 M

Mercedes OM 61 6 Test

VW 1302-Prüfstandtest

 

Alle Kanister mit anderen Bezeichnungen sollten Sie im Regal stehen lassen. Die Qualitätsanforderungen sind für den SM-Motor nicht ausreichend. Das sind: APIService SA, SB, SC, SD, CA, CB, CD oder Serie-3-Oil. Der lapidare Aufdruck "von allen großen Autowerken anerkannt" ist so natürlich auch kein Qualitätsnachweis. Öl verbraucht sich unter Aufopferung seiner selbst.

Unnatürlich ist es, wenn der Motor kein Öl verbraucht. Das zeigt in der Regel, dass sich durch Kurzstreckenfahrten verstärkt Wasser- und Kraftstoffkondensat im Motoröl abgesetzt hat. Also immer mal wieder durch eine flotte Autobahnfahrt das Motoröl richtig heiß werden lassen, damit das Kondensat verdunstet. Dünnflüssiges Öl wird stärker verbraucht, weil es durch seine Leichtflüssigkeit leichter in den Brennraum eindringt und verbrennt und es enthält mehr leicht siedende Anteile, die bei hohen Temperaturen durch die Kurbelgehäuseentlüftung verschwinden.

Der Ölverbrauch sinkt bei Mehrbereichsöl, wenn hauptsächlich scharf auf Langstrecke gefahren wird. Er steigt bei Kurzstreckenbetrieb und trödeliger Fahrweise. Auch steigt der Verbrauch, wenn man das Öl zu lange im Motor belässt, denn die Mehrbereichsöle sind nicht alle scherstabil und werden mit der Zeit dünnflüssiger. Und dann gibt es natürlich mechanische Gründe für erhöhten Ölverbrauch. Fortgeschrittener Verschleiß, Undichtigkeit oder Überdruck im Kurbelgehäuse sind hier die Ursachen. Beim SM-Motor ist ein Ölverbrauch von rund einem Liter auf 1.000km völlig normal. Von verschiedenen Firmen werden Zusätze zum Motoröl angeboten. Die heutigen Öle sind so konstruiert, dass sie alle Ansprüche erfüllen können. Sie sind so abgestimmt, dass eine Beimischung fremder Stoffe das Gleichgewicht stören kann. Anders ist es mit unlöslichen Zusätzen wie Molybdändisulfid oder Teflon. Hier wird ein Feststoffschmierfilm an besonders kritischen Stellen des Motors gelegt. Die Notlaufeigenschaften werden verbessert. Aber nicht umsonst verbietet beispielsweise Daimler-Benz jeglichen Zusatz. Man verliert jeden Garantieanspruch. Wenn überhaupt, würde ich ein bereits werksseitig gemischtes Moly-Öl nehmen, wie beispielsweise von Liqui Moly oder Molykote.

Zum Schluß noch meine persönliche Erfahrung mit dem SM seit 1974. Der Ölverbrauch lag regelmäßig um 1 Liter auf 1.000km. Nach Umstellung auf ein vollsynthetisches Öl stieg er rapide an und verdoppelte sich. Es kann damit zusammenhängen, dass zu diesem Zeitpunkt auch alle Lager erneuert worden waren. Nun habe ich mich auf die Werksempfehlung besonnen (die Werkstätten haben meist nur zwei offene Tonnen mit SAE 15W-40 und synthetischem Öl da stehen) und mich nach einem Markenöl der Viskosität 20W-50 umgesehen. Fündig wurde ich bei Wertkauf, wo es von Castrol das GTX SAE 20W-50 HD gibt. Aber hier muss wirklich Vertrauen in den Namen Castrol aufgebracht werden: Außer HD steht keine Spezifikation auf dem Etikett und im Typverzeichnis von Castrol kommt der SM gar nicht erst vor.