Rost
Vorbeugung und Beseitigung


Dieser Artikel ist in der Clubzeitschrift des Citroen SM Clubs Deutschland erstmals erschienen. Die Clubzeitschrift erscheint für Mitglieder regelmäßig und beinhaltet stets aktuelle Erlebnisberichte, technische Artikel sowie Informationen über die aktuelle Ersatzteillage. Weitere Informationen auf der Clubseite.

 

Die Karosserie des SM besteht vollständig aus dünnem Stahlblech, außer der Motorhaube. Unbehandelt wäre sie nach zwei Jahren Benutzung komplett in braunen Staub zerfallen. Daher ist vom Werk ein aufwendiger Korrosionsschutz aufgetragen. Die Karosserie wurde im Tauchbad phosphatiert und grundiert und danach von außen lackiert und von unten mit elastischem Unterbodenschutz beschichtet.

Man sollte annehmen, dass damit alles geschützt ist und keine Luftfeuchtigkeit und kein Wasser mehr an nacktes Blech rankommt, um den Korrosionsprozess in Gang zu bringen. Leider ist das nicht so; der Teufel steckt nämlich im Detail. Überall da, wo zwei Bleche aufeinander liegen und punktverschweißt sind, konnte nämlich die Grundierung nicht eindringen, wohl aber ein wenig Luft und Feuchtigkeit - und schon rostet es langsam los! Nach einiger Zeit drückt der Rost die Bleche ein wenig auseinander und danach geht dann alles ganz schnell. Außerdem rostet es natürlich auch, wenn durch Steinschlag die Schutzschicht verletzt wird, z.B. im Radkasten.



Will man prüfen, wie weit der Rost am SM fortgeschritten ist, sollte man im hinteren, besonders feuchten Bereich die Falze am Boden und im Radkasten kontrollieren. Man kratzt entlang der Schweißnähte; wenn der Unterbodenschutz unterrostet ist, geht er stellenweise ab. Von außen sieht man Rost meist erst dann, wenn ein Karosserieteil durchgerostet ist; dann werden sichtbare Blasen im Lack hochgedrückt. Am aufschlussreichsten ist eine Kontrolle der Hohlräume. Man demontiert die Türverkleidung, hintere Seitenverkleidung und seitliche Kofferraumverkleidung, und schon hat man Zugriff auf einige der ärgsten Problemzonen.

Wenn man dann vor Augen hat, wie es um das gute Stück steht, mag der Wunsch auftauchen, das Weiterrosten zu verhindern oder wenigstens zu verlangsamen bzw. entstandene Schäden zu beseitigen. Hierzu gibt es einige, mehr oder weniger aufwendige Methoden:

1.) Man hat ein relativ gutes Auto oder eines, das bereits repariert worden ist. Hier halte ich es für sinnvoll, den Zustand zu konservieren, d.h. die Ausbreitung des Rostes zu stoppen oder wenigstens stark zu bremsen. Zu diesem Zweck werden alle Hohlräume und der Unterboden mit Hohlraumversiegelung eingesprüht. Es gibt spezielle Spritzpistolen für Hohlraumwachs mit einer 360 Grad Düse an einer flexiblen Sonde. Als besonders wirkungsvoll hat sich die Behandlung mit einem speziellen Fett herausgestellt, das bei Erwärmung in der Sonne immer wieder sehr dünn wird und in den Falzen herumkriecht. Leider ist das Zeug schwer zu verarbeiten, es muss warm verspritzt werden. Mehr darüber in einer der nächsten Ausgaben. Bevor man konserviert, sollte man aber an gut zugänglichen Stellen Rost und Schmutz entfernen.

2.) Die andere Möglichkeit, das Problem anzugehen, ist es, den Rost zu beseitigen und eine neue Farbbe- Schichtung aufzubauen. In diesem Fall spricht man von einer Karosserierestaurierung und man hat dann auf Jahre hin keine Probleme mehr. Verständlicherweise ist eine komplette Restaurierung ungeheuer aufwendig. Es kann aber bei etwas stärker angerosteten Autos interessant sein, die Außenhaut aufwendig zu restaurieren, während man sich beim Chassis mit einer Konservierung begnügt. So kann man am Boden eventuell einmal auftretende Schäden reparieren, ohne dass die teure Lackierung beschädigt wird. Erfreulicherweise sind die meisten gefährdeten Stellen im unteren Außenhautbereich beim SM von innen einigermaßen zugänglich - mal abgesehen vom Kasten im vorderen Kotflügel, den man aufschneiden muss.


Hier die Vorgehensweise, die sich bei uns bewährt hat: Der Leitgedanke ist, Verrostungen, wo auch immer, aufzuspüren und zu beseitigen. Zu diesem Zweck entfernt man zuerst den Unterbodenschutz, besonders im hinteren Bereich und unter den Schwellern.



Dazu erwärmen wir das Material mit einer kräftigen Lötlampe und kratzen es mit einem stabilen Spachtel runter. Danach wird mit der Flex und der rotierenden Drahtbürste der Rost komplett entfernt. Das ist sehr mühsam, schmutzig und nicht ungefährlich.



Wo man mit der Flex nicht hinkommt, kann man mit der handlichen Turbine weitermachen. Man braucht dafür aber einen starken Kompressor.



Nachdem man so Boden, Radkästen, Türunterseiten, Türfalze und die vorderen Kotflügel blank gemacht hat, werden Anrostungen auf der Außenhaut entfernt. Dazu nimmt man am besten eine CDS-Scheibe von der Firma 3M (Autolackierbedarf). Die Scheibe wird mit einem speziellen Dorn auf die Bohrmaschine gespannt und entfernt Lack und Rost sehr schonend und gründlich. Die blank gemachten Stellen werden dann gleich mit einem guten Haftgrund grundiert.

Was dann noch bleibt, sind die vielen Stellen, an die man mit keiner Maschine rankommt. Türen innen, Seitenteile innen usw. Hier hilft nur, so man nicht die ganze Karosserie zerlegen will, den losen Rost mit Drahtbürsten, Spachteln, Schraubenziehern usw. abzukratzen. Um dann einen dauerhaften Untergrund für die Grundierung zu schaffen, muss der verbliebene Rost auf chemischem Weg entfernt werden. Wir haben mit dem bekannten Mittel Fertan recht gute Ergebnisse erzielt.



Das Mittel wird mit dem Pinsel aufgetragen. Nach einiger Zeit wird noch einmal mit etwas Wasser gepinselt, um die Reaktion zu vertiefen. Nach einigen Stunden ist die entstandene schwarze Schicht mit Wasser wegzuwaschen. Wir trocknen danach die ganze Sache mit der Lötlampe. Dann wird zweimal grundiert, und alle Nähte werden mit Karosseriedichtmasse abgedichtet.

Mit dieser Technik kann man auch dickgerostete Falze, z.B. an den Türunterkanten oder im Lampenkasten, wieder dauerhaft hinkriegen. Die Falze werden aufgebogen, behandelt und nach dem ersten Grundieren wieder zugedengelt. Die dauerelastische Dichtmasse (z.B. Sicaflex) verhindert dann, dass bei der kleinsten Bewegung der Bleche die Farbe reißt und Feuchtigkeit eintreten kann. Ist das dann endlich alles erledigt, kann nach Herzenslust lackiert oder Unterbodenschutz neu aufgebracht werden. Die Hohlräume pinselt oder spritzt man sinnvollerweise gleich noch mit Versiegelung.



Für die Arbeiten mit den Maschinen sollte man außer Handschuhen und Brille auch Schutzmasken tragen, sonst schmeckt am Abend der Wein rostig!