Rückleuchten
"Smart Repair" der Verspiegelung


Auch an den Rückleuchten ist der Zahn der Zeit meist nicht spurlos vorübergegangen. Beschädigungen im Decklack, lange Standzeiten und Feuchtigkeit sorgen für optische Mängel.



Wie der Pfeil im nächsten Bild zeigt, ist ein Teil der Verchromung komplett abgelöst, teilweise ist auch das Metall einfach schwarz angelaufen.



In diesem Special zeigen wir auf, wie man die Verchromung ansprechend restauriert...

 

1. Abbeizen

Zunächst heißt es, die restliche Chromschicht abzubekommen. Abkratzen lässt sie sich nicht, ohne das Plastik zu beschädigen. Eine chemische Lösung muss also her. Galvanisch aufgetragene Eloxate oder Verchromungen lassen sich in der Regel mit Ätznatron entfernen. Man muss also eine Natronlauge anrühren, die man auf die zu entfernenden Stellen gibt. Ätznatron bekommt man entweder in der Apotheke zu hohen Preisen oder man nimmt einfach Rohreiniger aus dem Supermarkt, z.B. "Drano".

Im ersten Schritt rührt man ein Glas Natronlauge gemäß dem auf der Packung angegeben Mischverhältnis an.


ACHTUNG!!!:
Natronlauge ist ätzend und verursacht giftige Dämpfe. Außerdem entwickelt sie beim Mischen mit Wasser eine nicht unerhebliche Wärme. Daher: Unbedingt mit Handschuhen und Schutzbrille, im Freien und mit standsicheren Behältern arbeiten!!!!!!!



Die Flächen, die nicht abgebeizt werden sollen, klebt man sorgfältig ab. Man muss unbedingt aufpassen, dass man kein stark klebendes Band verwendet, weil sonst eventuell die Chromschicht daran haften bleibt und beschädigt wird!



Nach dem Anmischen zieht man eine kleine Spritze mit der Lauge auf und gibt sie auf die abzubeizenden Stellen. Nach einer halbe Stunde hat sich die Verchromung gelöst und kann abgewischt werden.



Das Plastik wird dabei nicht angegriffen. Ist ja auch logisch, denn heutzutage sind viele Abflüsse aus Kunststoff und da wäre ein Plastikangreifender Rohreiniger wohl unpraktisch.


Wem diese Methode zu chemisch oder gefährlich ist, der greift einfach zu Acrylpolitur (Handypolierpaste) und reibt solange von hinten die Politur ein, bis die Chromschicht immer dünner wird und am Ende wegpoliert ist. Diese Methode ist zeitraubend (eine Stunde poliert man da schon rum), aber dafür unbedenklich.


Nach dem Abbeizen muss das nun klare Plexiglas von Innen auf Hochglanz poliert werden. Das ist absolut unumgänglich, denn nur auf einer absolut glatten Fläche lässt sich eine glänzende Chromschicht auftragen! Nun heißt es also mindestens eine halbe Stunde mit weichem Tuch und Acrylpolitur auch die kleinsten Kratzer aus der Oberfläche zu polieren. Dabei aber nicht zu fest aufdrücken, weil sonst das Plastik brechen könnte.



Das Plastik muss absolut klar poliert werden.

 

2. Verspiegeln

Nach diesen Vorarbeiten kommen wir zum Neuverspiegeln. Dafür verwenden wir eine spezielle Metallemulsion aus dem Modellbau: „Alclad Chrome“. Hierbei handelt es sich um feinen Metallstaub, der in einer Azetonlösung verteilt ist. Sprüht man ihn auf, verfliegt das Azeton nach wenigen Sekunden und die Metallpartikel verteilen sich hauchdünn auf dem Kunststoff. Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Oberfläche absolut glatt ist, weil nur dann eine Spiegelfläche entsteht. Vorher unbedingt auch den Kunststoff komplett entfetten und reinigen!



Zum Aufsprühen muss man eine Airbrushpistole verwenden, hierzu gibt es keine Alternative. Wichtig ist es dabei, wirklich hauchdünne Schichten zu sprühen, diese trocknen zu lassen und dann eine neue Schicht zu sprühen. Das wiederholt man mindestens ein Dutzend Mal, bis die Metallschicht absolut deckend ist (zum Überprüfen gegen helles Licht halten).



Oben sehen wir die fertig deckende Metallschicht von Innen. Auf keinen Fall darf man diese nur berühren oder gar abwischen!! Sie ist sehr empfindlich und nicht abriebfest! Daher muss man sie von hinten versiegeln. Das müssen wir eh, denn die Metallfarbe sieht ja so auch nicht original aus (wenn auch nur von innen zu sehen). Im Baumarkt bekommt man als Sprühlack die Farbe „Eisengrau – glänzend“. Diese sprüht man nach sorgfältigem Abkleben der zu schützenden Stellen aus angemessenem Abstand auf die Metallschicht.



Auch hierbei muss man zunächst absolut dünne Schichten sprühen, da die Metallschicht empfindlich ist! Viele dünne Schichten später ist die Lackierung fertig und vom originalen Grau kaum zu unterscheiden.



Im folgenden Bild wurde mit Pfeilen markiert: Der rote Pfeil zeigt auf die Neulackierung, die grünen Pfeile auf den originalen Lack.


 

 

3. Ergebnis

Das war es auch schon. Nun reinigt man das ganze Gehäuse sorgfältig, poliert die Plexiglasoberflächen mit der Acrylpolitur schön auf, putzt und poliert auch die farbigen Rückgläser und baut alles wieder in den SM ein.



Wie in den Bildern oben zu sehen, muss sich die neue Spiegelschicht nicht verstecken und ist nicht von der originalen Verchromung zu unterscheiden. Im folgenden Bild ist noch einmal mit Pfeilen markiert, wo nachgearbeitet wurde (grün) und wo die originale Verchromung verblieben ist (blau).



Grün: Neu - Blau: Original


Noch eines: Man muss wirklich gewissenhaft und perfekt alle Arbeiten durchführen, damit das Ergebnis entsprechend gut ist. Nur eine kleine Stelle nicht richtig poliert, entchromt oder gereinigt, und schon hat die Chromschicht eine Macke oder ist matt. Auch der graue Decklack ist mit äußerster Vorsicht aufzusprühen.



Daher ist die Methode nur geschickten und geduldigen Bastlern zu empfehlen.



Die Methode kann man auch an allen anderen Stellen innerhalb der Rückleuchten anwenden. An manchen Ecken werden aber die Politur und das Reinigen sehr / zu schwer, da man da nicht wirklich hinkommt, außer mit Q-Tips.


Ekkehart Schmitt